• Steffen Verlag | www.steffen-verlag.de | Klaus-Jürgen Neumärker: Der andere Fallada - page 24

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Ordnungssinn, Genauigkeit, Zielstrebigkeit, Prinzipientreue, Sparsamkeit und Pflicht-
erfüllung benannt. Allerdings ist auch von häufigem Kranksein zu Beginn seiner juris-
tischen Laufbahn zu erfahren und dass er mit Schnupfen und Erkältungen »häufig
kränkelte«. Hinzu kam ein chronisches Magenleiden. Wilhelm Ditzen spricht von
einem »Magengeschwür«, das ihn bis an sein Lebensende belasten wird.
Was den jungen Rudolf betrifft, so wird von dessen Geburtsgewicht »6 ¾ Pfund«
berichtet, von anfänglichen Ernährungsstörungen mit einhergehendem Gewichtsver-
lust. Die Mutter berichtet aus der Zeit in Greifswald von einem Sturz aus der ersten
Etage durch das Treppengeländer ins Parterre aus einer Höhe von zwei Metern, als
Rudolf drei Jahre alt war. Die nachfolgende Bewusstlosigkeit habe ȟber mehrere
Stunden« angehalten. »Unser Rudolf«, so die Mutter, »hat sich sehr viel langsamer
als die anderen Kinder entwickelt […] er lernte sehr viel später gehen, auch sprechen.«
In seinem Wesen sei er immer schon unstet gewesen, es habe ihm an Ausdauer und
Beständigkeit gefehlt, aber nicht an der Gabe, »in jede Gefahrenquelle und Falle zu
geraten«. Die Fallada-Biografen gelangen zumeist zu dem Schluss, dass es sich damals
um einen »Pechvogel« handelte, eine Charakterisierung, der sich Ditzen in späteren
Jahren selbst gern bediente. Allein die Biografin Jenny Williams macht zu Recht für
diesen Lebensabschnitt die »Auswirkungen spezifischer physischer, biologischer und
genetischer Faktoren«
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verantwortlich.
Die Eltern Elisabeth und Wilhelm Ditzen, um
1910
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