• Steffen Verlag | www.steffen-verlag.de | Klaus-Jürgen Neumärker: Der andere Fallada - page 21

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anstalt gebracht und dort beobachtet werde. Die Verwahrung in der Anstalt darf die
Dauer von sechs Wochen nicht übersteigen.«
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Vorausgegangen war ein Aufenthalt im Krankenhaus in Rudolstadt, das an seinem
Eingangsportal die Inschrift»Fürstliche Heil- und Pflege-Anstalt« trug. Hierher hatte
man am 17. Oktober 1911 den Gymnasiasten nach dem Duell schwerverletzt gebracht.
Die erste Untersuchung ergab einen Schuss, der wahrscheinlich »das Herz gestreift
und die Lunge verletzt« hatte. Ditzen war bei vollem Bewusstsein. Anders von Necker.
Die Leichenschau weist »2 Schusswunden in der Brust« auf, »der Tod eingetreten
durch einen Schuss in das Herz«, so die Angaben aus dem Gutachten von Professor
Binswanger.
Der behandelnde Arzt im Rudolstädter Krankenhaus Medizinalrat Dr. Rudolf
Hellbach (1852 – 1921) versorgt seinen Patienten und verordnet zur Schmerzbekämp-
fung, wie damals üblich, Morphium. Um den psychischen Zustand ist er zunächst
wegen »erneuter Suicidtendenzen« besorgt. Der Gymnasiast erholt sich aber zuneh-
mend. Einer Überführung nach Jena steht nichts mehr imWege. Hellbach wirdDitzen
bei der Entlassung als »Neurastheniker« bezeichnen.
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Nunmehr befand sich Ditzen erstmals in seinem Leben in einer geschlossenen Ab-
teilung für psychisch kranke Männer und sah sich einem anderen Alltag gegenüber. Er
war zwar unter privilegierten Bedingungen, in einem Einzelzimmer mit Pfleger unter-
Die Psychiatrische Universitätsklinik am Philosophenweg in Jena
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