• Steffen Verlag | www.steffen-verlag.de | Klaus-Jürgen Neumärker: Der andere Fallada - page 61

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behandelt und gepflegt werden«. Alle Zimmer »sind mit Kalt- und Warmwasseran-
schluss, Reichstelefon und Radioanlage (nur für Kopfhörer) versehen«. Weiter wird
angegeben: »Eine neuzeitliche lautlose Lichtsignalanlage mit Beruhigungssignal im
Zimmer sichert die zuverlässige Verbindung des Kranken mit der Pflegerin. Ein Über-
sehen des Rufes ist vollkommen ausgeschlossen. Durch eine Schalldämpfung an den
Doppeltüren wird jeder Lärm ferngehalten. Die Mehrzahl der Krankenzimmer liegt
in den stillen Gartenflügeln.«
Zur Verfügung stehen Liegebalkone, Lese- und Schreibzimmer sowie modernste
medizinische Technik für Diagnostik und Operationen. Aus dieser noblen Gegend
mitten in der Stadt Berlin erreicht Suse ein vom 6. Mai 1935 datierter Brief. Ditzen
schreibt nach vierTagen aus demWest-Sanatorium, die ersteMedikation erhielt er noch
am 2. Mai, dem Aufnahmetag: »Seit gestern wenig verändert. Stimmung heute nicht
besonders, aber offiziell ist Dr. S. [Schwalb] sehr zufrieden. Nur traue ich ihm nicht
ganz, d. h. was seine Zufriedenheit angeht. Die alberne Depression will noch immer
nicht weggehen. Übrigens hat er heute im Gespräch das Dilaudid ein wahres Höllen-
zeug genannt, das besonders schwer abzugewöhnen ist. Der gute Dr. W. [Westphal]
in seiner Unschuld scheint also nicht ganz das Rechte getroffen zu haben. Bekommen
tue ich natürlich nichts mehr davon, aber meine Stimmung ist auch danach. Gott sei
Dank, dass Du nicht da bist, Du müsstest den Schaden tragen.« Wie aus früheren
Schwestern des Ordens der Vinzentinerinnen
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