Steffen Verlag | www.steffen-verlag.de | Bruno Skodowski: Jagdgeschichten aus Wald und Flur - page 16

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Der zerhackte Bock
Es war an einem wunderschönen Morgen imMai, der
Bock gerade offen. Mein Freund pirschte durch einen
herrlichen Mischwaldbestand. Sein Ziel war zunächst
die Pachtwiese.
Auf ihr traf man immer viel Rehwild an. Auch alle
anderen Wildarten liebten diese Wiese als Äsungs-
platz. Sie war sozusagen die »Speisekammer« des
Hegebereiches – sowohl für das Wild, als auch für
die Jäger. Günther, so heißt mein Freund und Waid-
genosse, war sich völlig sicher. Er hatte dort drei Böcke
ausgemacht. Sie waren ständig zur Äsungszeit des Reh-
wildes anzutreffen. Er war nicht nur ein guter Jäger. Er
war auch ein vorbildlicher Heger. Deshalb hatte er in
letzter Zeit dem Raubzeug und Raubwild größte Be-
achtung geschenkt. Etliche Füchse, wildernde Katzen
und Hunde waren von ihm geschossen worden. Bei
diesen Hegepirschen durch das Revier war er oft an
der Pachtwiese vorbeigekommen – so auch heute. Der
Ernst des Jagens begann. In sicherer Deckung pirschte
er bis an den Rand der Wiese. Eine vom Förster ange-
legte Blende schützte ihn gegen das Erkanntwerden
von der Wiese aus.
Durch sein Fernglas leuchtete er systematisch und
vorsichtig den ganzen Wiesenplan ab. Soviel er sich
auch anstrengte, er konnte nur fünf Ricken entdecken.
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