Steffen Verlag | www.steffen-verlag.de | Bruno Skodowski: Jagdgeschichten aus Wald und Flur - page 20

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den. An sich ein noch junger Bock. Seine schlechte
Veranlagung entsprach jedoch nicht demHegeziel des
Gebietes. Deshalb sollte er heute fallen.
Vorsichtig näherten wir uns auf einemWaldweg der
Wiese. Wir kamen mit günstigem Wind. Mannsho-
her Jungwuchs, vorwiegend aus Kiefern im Altholz,
deckte uns vorzüglich bis an den Wiesenrand. Hinter
einer jungen Kiefer gingen wir in Deckung. Langsam
hob ich mein Glas. Bereits auf den ersten Blick er-
kannte ich ihn. Er äste auf einer Distanz von ungefähr
140Metern. Meine Repetierbüchse war noch neu und
ohne Optik. Mir war die Entfernung noch etwas zu
weit. Er sollte näher kommen. Etwa eine halbe Stunde
warteten wir. Er tat uns den Gefallen nicht. Ichmusste
mich jetzt entschließen. Bald würde das Büchsenlicht
schwinden. Ich backte also an. Über Kimme und Korn
visierend schien es mir, als wäre ich Hochblatt abge-
kommen. Der Bock lag auch imFeuer. Damals war ich
noch Raucher. Also wurde zunächst eine Zigarette in
Brand gesetzt. Einige Züge warteten wir noch. Dann
meinte ich: »Der Bock liegt. Wir können rangehen.«
Als ich noch einmal durchs Glas schaute, sah ich, wie
er ab und zu das Haupt hob. Also warteten wir weiter.
Jetzt fiel das Haupt herunter. Forsch gingen wir beide
an den Bock heran. Wir sahen ihn lang hingestreckt,
still im Gras liegen.
Etwa fünf Schritt vom Bock entfernt übergab ich
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