Steffen Verlag | www.steffen-verlag.de | Bruno Skodowski: Jagdgeschichten aus Wald und Flur - page 22

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von Dir gelernt, mein Liebster?« Abschließend eine
höhnische Grimmasse. Was sollte man da noch sagen?
Was aber hatte denn nun mein Bock? War er etwa
vom Knall betäubt? Oder war er vielleicht ein ganz
Gerissener, der schnell so markierend in Deckung
ging? Den Füchsen wird ja oft ein derartiges Verhalten
nachgesagt. Keines von beidem. Die Verfolgung derar-
tiger Fährten würde uns mit Sicherheit in die Spuren
plattesten Jägerlateins führen.
Ich hatte etwas zu hoch geschossen. Dadurch
streifte ich nur leicht das Rückgrat und traf die Spitze
eines Wirbelknochens. In ihm verlaufen wichtige
Nervenstränge. Daher wirkt ein solch starker Schlag
betäubend. »Krellschuss«, wie der Waidmann sagt.
Hätte ich in diesem Falle etwas länger gewartet,
wäre der Bock sicher nicht so sprunghaft auf die Läufe
gekommen und nur langsam abgezogen. Ich hätte also
bestimmt noch Gelegenheit bekommen, eine zweite
Kugel anzutragen.
Mittlerweile waren wir im Dorf angelangt. Alle
waren in gehobener Stimmung. Wir standen noch zu-
sammen und klönten. Plötzlich machte Ludwig den
Vorschlag, noch in seine Wohnung zu gehen. Vor vier
Tagen war er fünfzig geworden. Von der großen Feier
waren noch einige Buddeln Rotwein übriggeblieben.
Als wir so gemütlich beisammensaßen, fiel mir noch
eine kleine Geschichte ein. Sie hatte zwar einen etwas
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