Steffen Verlag | www.steffen-verlag.de | Bruno Skodowski: Jagdgeschichten aus Wald und Flur - page 12

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Kognak aus dem Schuh der Angebeteten oder Sekt
aus einem Reitstiefel schlürfen – das brachten nicht
nur die polnischen Pans und russischen Bojaren fer-
tig. Auch unsere deutschen Blaublüter samt ihrem
Anhang konnten da mithalten!
Nun muss der Erzähler natürlich der Wahrheit die
Ehre geben und feststellen, dass die unsrigen Herren
bescheidener waren als andere ihrer Art. Mit solchen
Potentaten wie dem von Sachsen mit seinem Schloss
Moritzburg zum Beispiel oder dem Preußen konnten
sie sich nicht messen. Aber für unsere Herren galt:
»Was dem Großen recht ist, sei dem Kleinen billig!«
Geld jedoch, viel Geld, ehrlicher Menschen fleißiger
Arbeit und saurer Schweiß emsigen Mühens der täg-
lich härter fronenden Untertanen kostete es in beiden
Fällen.
Es war also keinWunder, wenn die Not zur »Selbst-
bedienung« in den ausgedehnten Waldungen des
Großherzogs, seiner Junker und Rittergutsbesitzer
führte. Die »Wilddieberei«, so nannte es die junker-
liche Jurisprudenz, nahm von Jahr zu Jahr immer mehr
zu. Von einem der »Wilddiebe« will ich erzählen.
Franz Helm, Sohn armer Instleute ist der Held mei-
ner Geschichte. Wir nannten ihn alle nur »Plautsch
mit der Krebsschere« oder kurz »Plautsch«. Woher
dieser Name kam, weiß wohl niemand mehr zu sagen.
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