Steffen Verlag | www.steffen-verlag.de | Bruno Skodowski: Jagdgeschichten aus Wald und Flur - page 13

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Die »Krebsschere« holte er sich als junger Bengel bei
einem Großbauern. Der schickte ihn abends im Dun-
keln zum Häckselschneiden für das Vieh. Am Tage
war keine Zeit dafür. Kleiner Finger, Ring- und Mit-
telfinger der rechten Hand »fraßen« die Messer der
Häckselmaschine. Daumen und Zeigefinger blieben
Franz. Diese sahen aus, besonders wenn er sie bewegte,
wie die Schere eines Krebses.
Zur Schule war er nur zwei Jahre in denWintermo-
naten gegangen. Frühjahr, Sommer und Herbst war
keine Schule. Dann musste mitgeschuftet werden.
Später war er dann von zu Hause ausgerissen.
Franz war viel in der Welt herumgekommen, als
er etwa zwanzig Jahre später heimkehrte. Er war dem
Hunger zur Genüge begegnet, wusste aber auch, ihm
den Mund zu stopfen. Vor allem war er ein meis-
terhafter Schütze, liebte den Wald und die Jagd mit
Leidenschaft. Er lebte allein. Beide Eltern waren
während seiner Abwesenheit verstorben. Die ärmli-
che Kate war vom Gutsherren an eine andere Familie
vergeben worden. Franzens Geschwister waren zum
Teil ebenfalls nicht mehr am Leben. Andere, beson-
ders eine Schwester, an der er sehr hing, fand er erst
viel später wieder.
Franz lebte imWald. Überall hatte er seine Höhlen
und Verstecke. Wo er sich aufhielt, nagelte er Schilder
an: »Hier haust der Räuberhauptmann FranzHelm!«,
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