Steffen Verlag | www.steffen-verlag.de | Bruno Skodowski: Jagdgeschichten aus Wald und Flur - page 21

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meiner Frau das Gewehr zum Halten. Ruhig und ge-
lassen holte ich den Nicker aus der Tasche. Stolz war
ich auf meinen Schuss. Später wollte ich zu meinem
Schatz sagen: »Siehst Du, so musst Du es machen.«
Das Messer in der Rechten beugte ich mich über den
Bock. Gerade wollte ich sein Haupt am Gehörn er-
fassen. In diesem Augenblick machte der Bock hoch.
Kaum stand er auf den Läufen, als er auch schon
lossprang. Zuerst flach, dann in immer größeren
Fluchten.
Man kann sich meinen Schreck vorstellen. Und
erst mein Gesicht! Sehr geistreich hat es gewiss nicht
ausgesehen.
Meine Frau lachte immer wieder bis ihr Tränen in
den Augen traten, wenn wir uns diese Szene in Erinne-
rung riefen oder ich diese Geschichte erzählte. Sie be-
dauerte nur immer wieder, dass sie statt des Gewehrs
keinen Fotoapparat gehabt hatte. Und zu mir: »Wenn
Du nur Dein verdutztes Gesicht gesehen hättest. Zum
Piepen.«
Ich gab natürlich ihr die Schuld. »Hättest mir
schnell das Gewehr reichen sollen. Ich wollte ihn
schon noch erwischen!« Ja, früher konnte ich so dis-
kutieren. Als Jungjägerin stellte sie mir dann nur mit
hinterhältigemGrinsen die Frage: »Wolltest Du etwa
in den Spiegel des Rehleins schießen? So etwas tut ein
rechterWaidmann doch nicht! Hab ich das nicht auch
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