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Wie hat die Diagnose »Krebs« Ihr Leben und das Ihrer Familie verändert?
Philipp Dobberstein:
Ich habe mit der Krankheit drei Jahre gelebt, ohne es zu wissen.
Bis der Arzt angefangen hat, etwas aufzuschneiden. Im ersten Moment war das für
mich ein Schock, aber dann habe ich überlegt: »Du hast das seit drei Jahren, dann
kann es ja nicht so schlimm sein.« Das war im März 2012, da war ich 22. Eigentlich
war nur operiert worden, weil die Ärzte dachten, ich hätte eine Zyste im Fuß. Sicher-
heitshalber wurden Proben eingeschickt. Nach zwei, drei Wochen kam das Ergebnis
und das war nicht so berauschend. Es war ein Synovialsarkom (aggressiver Weichteil-
tumor, d. H.). Die haben nur gesagt, sie hätten jetzt nichts weiter zu tun, operiert sei
und jetzt wollten sie nicht mehr da ran. Im Grunde war es von vornherein ein Fehler
gewesen, überhaupt aufzuschneiden. Und so bin ich gleich nach Berlin überwiesen
worden, um zu gucken, ob es gestreut ist, und zum Lymphknoten-Rausnehmen. Da-
bei wurde mir gesagt, dass man nichts mehr machen könne außer einer Amputation.
Das allerdings habe ich dann erst einmal eine ganze Weile hinausgezogen. Es war ja
bis dahin alles gegangen. Und ich fand, dass der Fuß in Ordnung war. Ich bin dann
noch ein dreiviertel Jahr so herumgelaufen. Erst dann fingen die Schmerzen doll an.
Dann war’s vorbei, dann kannst du nichts mehr machen.
Stephanie Jäckel:
Der Fuß hatte sich entzündet, Philipp hatte ständig Fieber. Manch-
mal bekam er das gar nicht mit, weil er ständig Tabletten nehmen musste. Und dann
haben wir gesagt: Jetzt fahren wir nach Berlin. Die sollten gucken, was man jetzt noch
machen kann. Es ging aber nur noch die Amputation, eine Woche später war die OP.
Philipp Dobberstein:
Ich konnte in der Zeit kurz davor auch nicht mehr wirklich viel
machen, ständig bin ich mit den Krücken rumgelaufen. Bald nach der OP konnte
ich aber schon aus dem Krankenhaus raus. Es war gleich ein Abdruck vom Fuß ge-
macht worden, alles wurde angepasst. Zwei Wochen später war die Prothese da und
ich konnte wieder laufen. Weiter betreut wurde ich dann vor Ort.
Stephanie Jäckel:
Es war für uns doch eine Erleichterung, als der Fuß ab war. Zum
Anfang war ja noch alles gut gewesen, es tat ihm nichts weh. Aber als der Fuß dann
immer dicker wurde und es Philipp auch immer schlechter ging, haben wir halt ge-
sagt, dass es wirklich besser wäre zu amputieren. Man weiß eben vorher nicht, wie es
danach sein wird.
Philipp Dobberstein:
Ja, die Ärzte kennen sich mit der Behandlung aus. Doch was da-
nach kommt, wissen sie auch nicht. Aber bei mir hat alles geklappt, ich habe keine
Einschränkungen.
»Das Psychische ist bei der Krankheit das Problem, auch wenn
die Ärzte das nicht zugeben wollen.« 
Philipp Dobberstein
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