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ich selber gemerkt. Die stellten mir einen Rollstuhl hin und ich bin gelaufen mit der
Prothese. Die guckten mich nur komisch an. Ich habe das selbst als nicht so schlimm
empfunden und mein Leben normal weitergeführt. Ich habe einfach weitergemacht.
Stephanie Jäckel:
Die Krankheit macht ja auch aus Philipp keinen anderen Menschen.
Was war und ist Ihre größte Herausforderung im Umgang mit der Krankheit?
Philipp Dobberstein:
Die Entscheidung zur Amputation zu treffen. Ich war damals in
einem orthopädischen Krankenhaus, vier Wochen später hatte ich die Diagnose und
die Mitteilung: Der Fuß muss weg. Ich ließ mir Zeit mit dieser schweren Entschei-
dung. Im Nachhinein könnte man sagen: Die Entscheidung zum Amputieren hättest
du auch früher treffen können. Doch hätte ich es früher machen lassen, weil die Ärz-
te das so gesagt haben, hätte ich es vielleicht bereut. Ich wäre wahrscheinlich damit
anders umgegangen. Jetzt weiß ich, wie es abgelaufen ist. Ich habe die Entscheidung
getroffen, weil es sein musste und damit komme ich auch zurecht. Also, ich habe es
nicht bereut, gewartet zu haben, weil sich die Situation auch dahin bewegt hatte und
die Entscheidung dann wirklich für mich feststand. Für mich war es einfach so der
richtige Zeitpunkt.
Stephanie Jäckel:
Es war wohl haarscharf an der Grenze des Möglichen für die Ärzte.
Und es gab ja keine andere Alternative. Wir hatten es auch mit Homöopathie ver-
sucht, aber das wirkte leider nicht so gut, wie wir es erhofften. Wir haben also gewartet
und alle Möglichkeiten ausprobiert. Dann gab es halt keine andere Wahl. Ganz ehr-
lich: Es liegt ja noch so viel vor einem, und Philipp kann alles machen, was er vorher
auch gemacht hat.
Was macht Ihre Familie, außer dem Thema »Krebs«, aus?
Philipp Dobberstein:
Ich glaube, die Krankheit hat uns beide nicht beeinflusst. Meiner
Mutter ist das alles noch ziemlich im Gedächtnis, aber bei mir hat sich nicht wirklich
viel geändert. Aber es verbindet einen schon, das auf jeden Fall.
Stephanie Jäckel:
Es ist heute so, dass die Familie eher sagt: »Nein Philipp, das musst
du nicht machen.« Oder: »Du brauchst das nicht zu machen.« Aber ich sage ihnen
dann auch, dass er allein entscheiden kann, wozu er in der Lage ist und wobei er Hilfe
braucht. Er muss es im Endeffekt ausprobieren. Ich hoffe, dass der Zuspruch aller
Philipp bestärkt hat. Es ist schon ein Unterschied, ob man Unterstützung in seinem
Umfeld hat oder ob man ganz alleine ist.
Philipp Dobberstein:
Nicht immer ist einem so bewusst, dass die Unterstützung da ist.
Aber wenn man wirklich darüber nachdenkt, wie man sich gefühlt hätte, wäre man
allein gewesen in dieser Situation …
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