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Stefanie Neumann 
Für ihr Studium der Sozialen Arbeit
und Psychologiemachte StefanieNeumann ein Praktikum
am ISBW und stieg in das Projekt während dessen »hei-
ßer Phase« von März bis Juli 2014 mit ein. In ihrer Aus-
bildung hatte sie sich mit Gesprächsführung beschäftigt,
auch ist sie ehrenamtlich in der psychosozialen Beratung
tätig. Motiviert war sie für die schwierigen Gespräche
des Projektes durch Erfahrungen, die sie im Umgang mit
der schweren Erkrankung eines engen Familienmitglie-
des machen musste. Stefanie Neumann: »Ich war anfangs
aufgeregt. Man steht ja als Fremde vor der Tür, stellt dann
sehr persönliche Fragen und muss auch die Antworten
verkraften. Ich habe beeindruckende Menschen und de-
ren Familien erlebt, die sich nicht unterkriegen lassen, die eine große Energie entwi-
ckeln, um dem Krebs gewachsen zu sein. Danach dachte ich weniger über die Krank-
heit nach, sondern mehr über die Bedeutung von stabilen Familienverhältnissen
während dieser Zeit. Man darf mit dieser Krankheit nicht alleine sein! Gleichzeitig
justierte sich für mich eine berufliche Orientierung: Ich werde mich intensiver der
Beratung widmen, die den Umgang mit Schwerkranken in der Familie thematisiert.«
Ann Wenske 
Theologin, pädagogische Mitarbeiterin am ISBW für Psychoonkolo-
gie und Palliative Care sowie Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft Hospiz und
Palliativmedizin M-V e.V. – Krankheit und Sterben gehört für Ann Wenske zum be-
ruflichen Alltag im Pflegeumfeld und imHospiz. Sie bedauert das Fehlen einer ambu-
lanten Krebsberatungsstelle in Mecklenburg-Vorpommern und wurde auch deshalb
das dritte Mitglied des kleinen Projekt-Teams, das mit diesem Buch diese große Lücke
etwas schließen will. Ann Wenske: »Ich kam nun in priva-
te Haushalte und hatte Gespräche mit so einer Tiefe, wie
ich sie zuvor bei Kontakten mit von Krankheiten Betrof-
fenen nie erlebte. Von allen Gesprächspartnern habe ich
noch jetzt bestimmte Wörter, Sätze und Bilder im Kopf.
Mir wurde der geliebte Rosengarten, der Rückzugsort
einer Betroffenen, gezeigt. Eine schon vom Tod Gezeich-
nete erzählte mir, dass sie unbedingt noch einige Meter
auf dem Jakobsweg gehen möchte. Ich höre einen älteren
Herrn voller Zuversicht über seinen Glauben an Gott und
über das Beten sprechen. Mir wurde viel bewusster als
vorher, dass Menschen in dieser Situation nicht nur Leid
erdulden, sondern auch einen Gewinn erfahren können.«
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