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veredelten Edelkastanien. Also nichts da mit dem Aufsam-
meln der Kastanien und schon gar nicht, wie wir es früher
taten, mit Steinen und Stöcken nach stachligen Früchten
mit ihrem braun glänzenden Inhalt werfen. Und so bleibt
das Sammeln von Exemplaren auf der Straße, die nicht
»überfahren« worden sind.
Auch die unversehrten verlieren, wie ihre entfernten Ver-
wandten im Norden, bald ihren schönen Glanz, aber nicht
ihren Wert. Die Verwendung der Esskastanien, früher im
Bergell das Grundnahrungsmittel Nr. 1 mit einem sehr
hohen Kohlenhydratanteil, geht weit über die in Deutsch-
land bekannte »Röstung« hinaus. Diese Vielfalt ist jährlich
während des »Kastanienfestivals« imOktober imBergell zu
erleben. Ein stiller, aber substantieller touristischer Trumpf,
allerdings nicht geeignet für einen Massenevent. Und kom-
binationsfähig mit Kunst: Alberto Giacometti, weltbe-
rühmt durch seine überschlanken Bronzefiguren, stammt
aus dem Bergell und hat hier viel Basisimpulse für sein spä-
teres künstlerisches Schaffen, u. a. in Paris, gespeichert.
Die Veranstaltungen des Festivals reichen von Führungen
durch die Kastanienwälder über den Besuch der hölzernen
Trockenhütten bis zu kulinarischen Tagesausflügen mit
dem erstaunten Resümee: »Guck an, die Kastanie!« Und
die alten Lateiner unter uns würden in der kleiner Gruppe
leise, aber vernehmlich murmeln »Castania sativa« …
Für das Erstaunen über diese Frucht, die zur Ordnung
der Buchenartigen gehört, gibt es eine Fortsetzung imLaden
von Verena und Felix Brügger in Soglio genau gegenüber
dem Palazzo Salis: Kastanienwurst, Kastanienmehl, Kas-
taniengebäck und auch kosmetische Produkte. Die beiden
haben sich vor einemDutzend Jahren entschieden, diese Ar-
beits- und Lebensform in Soglio gemeinsam mit ihren Kin-
dern zu praktizieren. Zu ihrer Existenzgrundlage gehören
