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Natürlich kann man heute nicht, wie früher der »Ziger-
mandli«, von Tür zu Tür ziehen, einfach anklopfen und
Schabziger anbieten.
Das Anklopfen geht heute per Mail, die dann mit der
Bitte zurückkommt: »Schreib doch mal auf, was du eigent-
lich willst.« Und so ging die eine oder andere Mail hin und
her und die eine oder andere Uhrenhersteller- oder Banken-
tür blieb zu. Obwohl ich geschrieben habe: »Nein, ich will
nicht in den dunklen Keller. Und auch nicht auf den Boden.
Ich habe eine Stauballergie.«
Aber die geschlossenen Türen blieben die Ausnahme.
Mehr als zwanzig Türen haben sich geöffnet, ohne dass so-
fort die Skepsis aus den Gesichtern der mich empfangenden
Damen und Herren verschwand. Da war es günstig, ein vir-
tuelles Empfehlungsschreiben hochzuhalten: »Nein, der
Herr Block ist kein Schabziger- oder Staubsaugervertreter.
Er kommt auch nicht von deutschen Steuerfahndungsbe-
hörden oder aus dem Rechtsanwaltsbüro, das den berühm-
testen deutschen Fußballmanager vertritt.«
Und so wurden es anregende und offene Gespräche, die
sozusagen die »Schlüssel« für spannende Einblicke und
Entdeckungen jenseits der Wohnungs- und auch hinter der
einen oder anderen Schranktür waren. Vielen Dank dafür.
Das Haus der Schweiz ist sonderbar. Sonderbar ist eine
Mischung aus wunderbar und »Sonderling« oder so. Das
Wunderbare liegt auf der Hand und ist oft auf den ersten
Alpenblick zu erkennen. Die Rolle als »Sonderling« in der
Völkerfamilie ist keinmodisches Rollenspiel, die hat sich die
Schweiz über Jahrhunderte hart erarbeitet. Inklusive einiger
»Macken«, die ein richtiger Sonderling haben muss.
ImUnterschied zu vielen anderen europäischen Häusern
steht das Schweizer Haus seit Jahrhunderten kriegsfrei un-
zerstört da, wird gepflegt und gehegt und nicht nach dem
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