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Der Versuch der Annäherung
an ein tickendes Phänomen
Vom Geheimnis der Attraktivität
der Schweizer Uhren
Zuerst kommt ein Geständnis: Ich muss zugeben, dass ich
bis zu meiner Ankunft in La Chaux-de-Fonds amRande des
Schweizer Jura, kein besonders enges Verhältnis zu Uhren
hatte.
Sie waren mir bis dahin eher gleichgültig. Klar habe
ich zum Schulanfang eine erste kleine Uhr geschenkt be-
kommen. Oder zur Jugendweihe haben Oma, Opa, Tante
und Onkel zusammengelegt, um mir als Zeichen des Er-
wachsenwerdens eine richtige Uhr zu schenken. Es war
eine »Tschaika«, ein sowjetisches Produkt, zu Deutsch
»Möwe«.
Die Jüngeren haben ihrerseits wiederum zusammenge-
legt, um dem einen oder anderen Familienmitglied beim
Eintritt in die Rente eine »gute Uhr« zu schenken. In der
DDR wurden Uhren unter anderem in Glashütte und in
Ruhla produziert. Es gab im Volksmund die mehr oder we-
niger witzigen »Werbesprüche«: »Ruhla-Uhren sind die
schnellsten der Welt« oder »Sie gehen nach wie vor«.
Klar, dass man mit Uhren und mit der Zeit immer etwas
zumKommunizieren hat und auch dem einen oder anderen
hypercholerischen Kollegen sagen kann: »Wenn man dich
nach der Zeit fragt, muss man damit rechnen, dass du ant-
wortest … ›Das hab ich dir doch gestern schon gesagt!‹«
Ich hatte immer eine Uhr, wusste, was die Stunde geschla-
gen hat und komme gern pünktlich zu meinen Verabredun-
gen. Der Preis meines aktuellen Zeitmessers lag im unteren
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