• Steffen Verlag | www.steffen-verlag.de | Klaus-Jürgen Neumärker: Der andere Fallada - page 92

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Weitere Verlaufsbeschreibungen über den kurzen Aufenthalt Ditzens im ihm bekann-
ten Westend finden sich nicht. Bekannt ist allerdings die Handschrift der Eintragung.
Sie stammt von Dr. Schmidt-Rost, die unter dem 2. Februar 1945 schreibt: »Herr Ru-
dolf Ditzen-Fallada, geb. 21. 7. 93, leidet an Psychopathie. Er begibt sich als Freiwilli-
ger in die Kuranstalten Westend.« Schmidt-Rost kannte Ditzen nur zu gut, und die
Diagnose Psychopathie entsprach den Realitäten. Man hatte sich von den vorsichtigen
Formulierungen, die Professor Zutt noch am 21. September 1944 im Interesse von Dit-
zen gegenüber demOberstaatsanwalt in Neustrelitz machte, verabschiedet und kehrte
zu den diagnostischen Realitäten zurück.
Aktuell begleitet diesmal Ulla Ditzen, verwitwete Losch, ihren neuen Ehemann ei-
nen Tag nach ihrer Hochzeit ins Westend. An Sohn Uli schickt Ditzen mit Absender
»Feldberg/Meckl. den 1. II. 1945 « eine Heiratsanzeige und schreibt: »Mein lieber
ältester Sohn Uli, beiliegend findest Du eine Karte, die meine heute erfolgte Heirat
mit Ursula Losch, die von nun an Ursula Ditzen heißt, anzeigt. Ich glaube, Du weißt,
dass diese Heirat nichts an meinen Gefühlen für Dich ändert.« Mit weiteren Worten
versucht Ditzen, Sympathie bei seinem Sohn für die »junge Frau« zu wecken. Sie wird
versuchen, ihm »eine Kameradin zu werden«. Gleichzeitig werde von Uli erwartet,
dass er der »Mummi […] immer ein liebevoller Sohn« sein solle.
Hochzeitsanzeige, Postkarte an Professor Zutt, Berlin-Westend,
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1945
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