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Lage änderte sich erst 1883, als die damals 15-Jährige zur weiteren Ausbildung
zu einem anderen Verwandten, dem Pfarrer Carl Philipp Wilhelm Teich-
mann, nach Frankfurt geschickt wurde. Die große Stadt und die weltoffene
Umgebung bereicherten sie sehr und ließen sie aufleben. Sie besuchte die
Töchterschule, lernte das Klavierspiel – ein Hobby, das sie und ihren künfti-
gen Mann Wilhelm Ditzen bis zu dessen Tod innig verbinden wird – sowie
Englisch und Französisch, besuchte Museen, Theater und ging in die Oper.
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Wieder nach Uelzen in die Enge des Seyfarth’schenHauses zurückgekehrt,
fand Elisabeth Lorenz bald in Wilhelm Ditzen den Prinzen, der sie aus dem
traurigen Leben ihrer Jugend befreite. »Vater nahmMutter und führte sie aus
der Enge in die Weite. Sie, die stets für andere hatte da sein müssen, die nie
etwas Eigenes hatte sein und besitzen dürfen, lehrte er, einMensch zu sein. Er
hatte nie Launen, er wurde selten ungeduldig. Zu Anfang wollte der Haushalt
gar nicht recht gehen, Mutter konnte nicht selbständig arbeiten, sie wagte nie,
einemMädchen einWort zu sagen […] Aber Vater machte ihr Mut, er half ihr,
er tröstete sie, er lobte sie, er lächelte über Missgeschicke, er tadelte nie […] Er
machte einen Menschen aus Mutter, aus ihr, die fast ein Automat geworden
wäre […]«
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Am 27. September 1887 heirateten
Elisabeth Lorenz und Wilhelm Ditzen
in Uelzen. Wilhelm Ditzen fasste seine
Zeit als Verlobter und Bräutigam später
in trockenen Worten zusammen: »Wir
haben keinen Roman erlebt. Alles ist
bürgerlich hergegangen, rasch und ohne
Zwischenfälle.«
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Auch wenn die stan-
desgemäße Ehe für Wilhelm Ditzen
unter Karrieregesichtspunkten und für
seine gesellschaftlichen Verpflichtungen
als Richter unerlässlichwar – es war keine
reine Zweckbeziehung. Er und Elisabeth
gingen zärtlich miteinander um, liebten
einander und führten in jeder Hinsicht
eine glückliche und vorbildliche Ehe, aus
der vier Kinder hervorgingen. Neben
Elisabeth und Wilhelm Ditzen
als Brautpaar,
1887