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und meist ›Mackerohr vorlesen‹. Das

war Max und Moritz. Bald konnte er es

fast auswendig.«

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Rudolf galt als ein ausgesprochener

Pechvogel. Einmal stürzte er die Keller-

treppe hinunter und blieb bewusstlos auf

dem Steinfußboden liegen, ein anderes

Mal spielte er mit einem selbstgebastel-

ten Feuerwerk und verletzte seinen Vater

dabei an der Hand. Seine Mutter erin-

nerte sich an einen weiteren Unfall, der

sich an einem Wintertag in Greifswald

zutrug: »Im Hausflur fand ich unseren

Jungen […] ohnmächtig mit einer stark

blutenden Wunde an der Stirn. Er war

auf ein Stück spitzes Eis gefallen und

hatte ein Loch bis auf den Schädel be-

kommen. Der Arzt nähte und es wurde

alles wieder gut.«

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Rudolf und seine Schwestern litten alle an Keuchhusten,

der Mutter brach es das Herz, »diese Erstickungsanfälle mit anzusehen und

leider so wenig helfen zu können«

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.

Auch sein Vater musste immer wieder zuHause bleiben. Sogar in seiner Per-

sonalakte finden sich Hinweise auf seine anfällige Konstitution, Krankheits-

zeiten und Gesuche um Urlaub für Rekonvaleszenz oder Kuraufenthalte.

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ImWinter 1895 zog er sich, offenbar begünstigt durch schiere Überarbeitung

(die Mutter sprach von einer »völligen Nervenerschöpfung«

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) eine echte

Grippe zu und wurde ein Vierteljahr krankgeschrieben. »Das rauhe Greifs-

walder Klima verzögerte die Genesung wieder, aber nach und nach kamen

die alten Kräfte und der alte Mut wieder. Immer hat mein Mann ja mit seiner

Gesundheit zu kämpfen gehabt. Ihmwäre wohl ein ganz leichtes Amt in recht

mildem Klima zuträglich gewesen, aber das lag ihm gar nicht. Er hat überall

zu viel gearbeitet«

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, kritisierte Elisabeth Ditzen.

Rudolf hatte naturgemäß nicht viele Erinnerungen an Greifswald, in sei-

nem 1911 niedergeschriebenen Jenaer Lebenslauf notierte er: »Einige Plätze,

wo ich wohl viel gespielt habe, kann ich mir noch so ungefähr vorstellen, an

Rudolf und Ulrich Ditzen, um

1899