31
und meist ›Mackerohr vorlesen‹. Das
war Max und Moritz. Bald konnte er es
fast auswendig.«
18
Rudolf galt als ein ausgesprochener
Pechvogel. Einmal stürzte er die Keller-
treppe hinunter und blieb bewusstlos auf
dem Steinfußboden liegen, ein anderes
Mal spielte er mit einem selbstgebastel-
ten Feuerwerk und verletzte seinen Vater
dabei an der Hand. Seine Mutter erin-
nerte sich an einen weiteren Unfall, der
sich an einem Wintertag in Greifswald
zutrug: »Im Hausflur fand ich unseren
Jungen […] ohnmächtig mit einer stark
blutenden Wunde an der Stirn. Er war
auf ein Stück spitzes Eis gefallen und
hatte ein Loch bis auf den Schädel be-
kommen. Der Arzt nähte und es wurde
alles wieder gut.«
19
Rudolf und seine Schwestern litten alle an Keuchhusten,
der Mutter brach es das Herz, »diese Erstickungsanfälle mit anzusehen und
leider so wenig helfen zu können«
20
.
Auch sein Vater musste immer wieder zuHause bleiben. Sogar in seiner Per-
sonalakte finden sich Hinweise auf seine anfällige Konstitution, Krankheits-
zeiten und Gesuche um Urlaub für Rekonvaleszenz oder Kuraufenthalte.
21
ImWinter 1895 zog er sich, offenbar begünstigt durch schiere Überarbeitung
(die Mutter sprach von einer »völligen Nervenerschöpfung«
22
) eine echte
Grippe zu und wurde ein Vierteljahr krankgeschrieben. »Das rauhe Greifs-
walder Klima verzögerte die Genesung wieder, aber nach und nach kamen
die alten Kräfte und der alte Mut wieder. Immer hat mein Mann ja mit seiner
Gesundheit zu kämpfen gehabt. Ihmwäre wohl ein ganz leichtes Amt in recht
mildem Klima zuträglich gewesen, aber das lag ihm gar nicht. Er hat überall
zu viel gearbeitet«
23
, kritisierte Elisabeth Ditzen.
Rudolf hatte naturgemäß nicht viele Erinnerungen an Greifswald, in sei-
nem 1911 niedergeschriebenen Jenaer Lebenslauf notierte er: »Einige Plätze,
wo ich wohl viel gespielt habe, kann ich mir noch so ungefähr vorstellen, an
Rudolf und Ulrich Ditzen, um
1899