• Steffen Verlag | www.steffen-verlag.de | Britta Kretzschmar: Meine kleine Kräuterwelt - page 13

Kräuterleidenschaft 11
nicht restlos rational erklären; wir können uns ihm mit unseren Sinnen nur
vorsichtig nähern. Stattdessen gilt es, aufmerksam Spuren zu lesen und auf
die Stimme der Pflanzen zu hören. Ich frage denThymian, die Petersilie, den
Lavendel, wie sie mir helfen können. Ich will erfahren, welche Wirkung sie
auf mich haben. Dabei mache ich mir zunutze, dass wissenschaftlich längst
bestätigt ist, dass viele der uns umgebenden Pflanzen über heilende Kräfte
verfügen. Ich bin also nicht allein auf den Glauben daran angewiesen. Doch
vor allem überzeugt mich, dass die Jahrtausende währende Geschichte der
Menschheit zahlreiche Beweise für die Kraft der Kräuter liefert und sie bis
in die Gegenwart hinein belegt. Bis heute sind zwei Drittel der Menschen
weitgehend allein auf dieses Naturwissen angewiesen, da ihnen der Zu-
gang zu anderen Mitteln verwehrt ist. Und das, obwohl Teile dieses Wis-
sens – vielleicht schon für immer – verloren sind, da es oft nur mündlich von
Generation zu Generation überliefert wurde. Lernen wir aus dem, was uns
noch zur Verfügung steht.
So lange es pflanzliches und tierisches Leben auf der Erde gibt, besteht eine
Verbindung zwischen beiden. Vor 400 Millionen Jahren gab es ausgedehnte
Wälder aus Farnen, Schachtelhalmen und Bärlapp. Bei den heute noch exis-
tierenden, um vieles kleineren Nachfahren ist die Verwandtschaft mit den
Urzeitriesen deutlich erkennbar; ihre medizinische Wirkkraft steht außer
Frage.
Echter Wurmfarn findet z.B. Verwendung als Mittel gegen
Band- und Hakenwürmer.
Ackerschachtelhalme gelten in der Heilkunde als Lieferant für
Kieselsäure.
Bärlapp hilft bei schlecht heilenden Wunden, aber auch bei
Rheuma und Gicht.
Auch an Magnolien, Rosskastanien und Walnüsse ist zu denken.
Doch nicht nur der Mensch macht sich die Heilkraft der Pflanzen zunutze.
Nicht selten suchen auch kranke und verletzte Tiere gezielt nach Pflanzen,
die ihre Leiden lindern. Hirsche und Bären Nordamerikas z.B. reiben ihre
Wunden an bestimmten Baumarten, deren Harz offensichtlich eine desinfi-
zierendeWirkung hat. Der Zodiakbär reinigt sein Fell in einer mehrtägigen
Prozedur von Fellparasiten, indem er Blätter des Ligusticum (Mutterwurz)
kaut, den entstehenden Sud in seine Pfoten spuckt und dann damit sein Fell
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