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Arbeitsbuch schrieb. Das handschriftliche Dokument blieb erhalten. Es be-

sagt, dass sofort mit der Marine-Ausbildung von Seeoffizieren, Unterführern

und Mannschaften in Parow bei Stralsund zu beginnen sei.

Das Nahziel: Beginn des scharfen Minenräumens vor den Küsten Mecklen-

burgs durch deutsche Räumkräfte. Denn trotz des jahrelangen Suchens und

Räumens von englischen und deutschenMinen durch die Sowjetmarine waren

große Seegebiete noch immer von dieser heimtückischen Waffe verseucht. Zu

werben, so Jurin, sei erfahrenes Personal, also in der Kriegsmarine „gediente“

Männer. Sie müssten aber der DDR zugetan sein. Es gälte, Dienstvorschriften,

eine Dienstf1agge, eine Werft, Häfen und Kasernen, ein Materiallager und vor

allem eine Uniform zu schaffen, wie sie Marineleute in aller Welt tragen. Jurin

versprach sechs alte deutsche Räumboote aus der sowjetischen Kriegsbeute

und sagte, dass auf der Yachtwerft in Berlin-Köpenick bereits Patrouillenboote

vom Typ „Seekutter“ (später KS-Boot) gebaut würden.

Am 29. Mai 1950 wurde dann schon in Parow eine erste Räumflottille auf-

gestellt und am 1. August 1950 wurde die Seepolizeischule gegründet.

Freiwillige Marine-Spezialisten folgten alsbald den Aufrufen in der Presse.

Manche kamen direkt aus sowjetischer Gefangenschaft. Darunter waren rund

50 Marine-Offiziere, jedoch kein Admiral. Die Mehrzahl der Neueingestell-

ten waren ehemalige Unteroffiziere der Kriegsmarine, denen sich nun große

Aufstiegschancen in der Offizierslaufbahn boten. Sie bildeten später zum gro-

ßen Teil den Kommandeursbestand der jungen DDR-Marine. Natürlich kam

auch eine ganze Reihe von SED-Funktionären im Parteiauftrag. Sie wurden

Aufmarsch der Seepolizei am 1. Mai 1952 in Berlin (Marx-Engels-Platz)