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Einleitung

Rudolf Ditzen (1893–1947) ist unter seinem Pseudonym Hans Fallada einer

der populärsten deutschen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Sein 1932 er-

schienener Roman

Kleiner Mann – was nun?

machte ihn berühmt. Das Psy-

chogramm des deutschen Kleinbürgers unmittelbar vor der Machtübernahme

der Nationalsozialisten zeichnet sich durch minutiöse Schilderungen des All-

tags und einen realistischen Darstellungswillen aus, der Fallada zu einem der

prominentesten Vertreter der Neuen Sachlichkeit werden ließ. Er versetzte

sich in jene kleinen Leute hinein, die seine Leser waren, ohne je auf sie herab-

zublicken. Mit seinem kurz vor demTod entstandenen Roman

Jeder stirbt für

sich allein

aus dem Jahr 1947 war Fallada der erste Autor in Deutschland, der

die nationalsozialistische Diktatur literarisch deutete.

Fallada war ein Autor für Leser; seine Romane waren Bestseller, die vielfach

übersetzt wurden und im In- und Ausland hohe Auflagen erreichten, weshalb

ihn die Wissenschaft zunächst als »volkstümlich« abtat. Dies lag mit daran,

dass er sich nicht als politischen Schriftsteller verstand; dessen ungeachtet

wurde er mit seiner präzisen Beobachtungsgabe zum Seismographen des Po-

litischen und Gesellschaftlichen.

Viele Filme entstanden auf Grundlage seiner Stoffe. Neben

Kleiner Mann –

was nun?

auch

Ein Mann will nach oben

,

Der Trinker

und andere. Zuletzt kam

imAugust 2016

Jeder stirbt für sich allein

mit Daniel Brühl, Emma Thompson

und Brendan Gleeson in denHauptrollen in die deutschen Kinos. Der Roman

wurde mehr als 60 Jahre nach seinem Erscheinen in den

USA

wiederentdeckt

und entfachte 2011 auch in Deutschland ein unerwartetes Fallada-Revival.

Im Juni 2016 kam zudem erstmals die ungekürzte, um rund hundert Seiten

erweiterte Originalfassung des Weltbestsellers

Kleiner Mann – was nun?

auf

den Markt. Fallada ist Schullektüre und fester Bestandteil des literarischen

Erbes deutscher Sprache. Seine Wiederentdeckung geht weiter.

2008 fragte die Zeitschrift der Hans-Fallada-Gesellschaft: »Brauchen

wir eine neue Fallada-Biografie?«

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Bis dahin gab es fünf Biografien über

den Schriftsteller: von Jürgen Manthey (1963), Tom Crepon (1978), Werner