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Der »heilige Berg« der Insel
Bergen auf Rügen
Schon von Weitem ist der reichlich
90
Meter hohe Rugard vis-à-
vis der Stadt Bergen auf der Insel Rügen zu erkennen. Seit
1877
streckt sich zudem auf ihm ein Turm aus Backsteinen
27
Meter in
den Himmel, benannt nach dem im nahen Dorf Groß Schoritz
geborenen Schriftsteller Ernst Moritz Arndt.
Die Anhöhe liegt den Inselbewohnern seit jeher ganz beson-
ders am Herzen. Über Jahrhunderte hinweg residierten hier die
Fürsten der Rügen-Slawen – der Ranen. Rugard selbst bedeutet
grob übersetzt Burg der Ranen. Von hier aus herrschte die Fürsten-
familie über die größte deutsche Insel und über Teile von Vorpom-
mern. Selbst als die Dänen Rügen erobert und den christlichen
Glauben eingeführt hatten, blieb die Burg das Machtzentrum des
Eilands. Bis
1325
. Mit Wizlaw III. erlosch das Geschlecht und der
Stammsitz verfiel. Irgendwann waren nur noch die eindrucks-
vollen Reste der Wallanlagen zu sehen.
Aus welchen Gründen auch immer – die Einheimischen mach-
ten über Jahrhunderte hinweg einen großen Bogen um die Ruine.
Möglicherweise aus Ehrfurcht vor ihren einstigen Landesherren.
Ein riesiger schwarzer Pudel musste herhalten, um das »National-
heiligtum« zu schützen. Und so berichtet eine Sage von einem
Höllenhund mit feurigen Augen und geiferndemMaul. Bis heute
soll das Untier in unregelmäßigen Abständen auftauchen. Zur
Geisterstunde, der Stunde zwischen Mitternacht und ein Uhr.
Der erste, dem solch eine schreckliche Begegnung widerfuhr,
war ein Bauer. Der gute Mann hatte auf einemAcker in unmittel-