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mehr gesehen. Doch Nachtschwärmer berichten nach wie vor von
schrecklichen Geräuschen, die sich wie laute Katzenschreie an-
hören, und von glühenden Augen, die sie aus dichtem Buschwerk
heraus anstarren.
Über Jahre hinweg machte auch ein Henning von Holstein die
Gegend um Ankershagen unsicher. Die Reste seiner Burg sind im
Gutspark zu sehen. Neben einem leerstehenden Herrenhaus, dem
Schloss. Der Raubritter aus adliger Familie hatte einen Riesenzorn
auf den Landesherrn. Aus gutem Grund. Der mecklenburgische
Herzog gab den Kaufmannszügen immer mehr Kriegsknechte
als Geleitschutz mit, so dass jeder Überfall von vornherein zum
Scheitern verurteilt war. Holstein beschloss, den Herzog nach
Ankershagen zu locken und ihn dort zu ermorden. Das Attentat
flog auf, weil ein Kuhhirte den Plan verraten hatte. Der Herzog
kehrte ungeschoren um. Holsteins Rache an seinem Knecht war
grausam. Er ließ den Mann im Kamin der Burghalle verbrennen.
Lebendigen Leibes! Immer wenn das Opfer den Flammen ent-
kommen wollte, stieß es der Ritter mit dem Fuß zurück. Deshalb
sprach man später nicht mehr vom Edelmann Henning von Hol-
stein, sondern nur noch von Henning Bradenkierl.
Der Herzog wiederum war nicht gewillt, das Mordkomplott
ungestraft hinzunehmen. An der Spitze einer ansehnlichen Streit-
macht zog er nach Ankershagen. Er eroberte die Burg und ließ das
Raubritternest niederbrennen. Bradenkierl nahm sich das Leben.
Nicht ohne vorher seine Schätze versenkt zu haben. Wahrschein-
lich in einen Teich oder einen See. Genaues weiß niemand. Nach
dem Tod sollte der Unhold keine Ruhe finden. Immer wieder
wuchs der Fuß, mit dem er den Knecht in die Flammen gestoßen
hatte, aus demGrab heraus. Bis ein alter Totengräber das Bein am
Knie absägte und es in der Kirche bestattete. Direkt unter dem