Previous Page  11 / 26 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 11 / 26 Next Page
Page Background

9

Bolle der Schreckliche und

Bradenkierl der Grausame

Ankershagen bei Waren

Es gibt Leute, die wollen die Ankershagener Spukgeschichten

kleinreden. Dazu muss kein Geringerer als Heinrich Schliemann

herhalten. Der Entdecker des antiken Troja hat nämlich in dem

kleinen mecklenburgischen Dorf einen Teil seiner Kindheit ver-

bracht. Im Ankershagener Pfarrhaus wuchs er auf. Und weil sich

der spätere Multimillionär und Archäologe schon als Kind für

unterirdische Gänge und übernatürliche Erscheinungen begeis-

tern konnte, habe man in dem östlich von Waren gelegenen, etwa

zehn Kilometer von der Müritz entfernten Dorf alles Mögliche

und Unmögliche zusammengetragen, was irgendwie mit Sagen-

haftem zusammenhängen würde. Das erzählen jedenfalls manche

Leute in den Nachbarorten. Etwas Wahres ist gewiss daran. Aber

nur ein bisschen.

Das Sagenhafte beginnt schon amDorfrand. Dort, wo ein klei-

ner Bach in den Mühlensee mündet, erschien lange Zeit zu mit-

ternächtlicher Stunde ein riesiger schwarzer Stier. Das gewaltige

Untier bewachte einen Steg, der über das Gewässer führte. Jeden,

der die Stelle passieren wollte, jagte der Stier davon. Er musste

nicht einmal seine Hörner einsetzen, denn denMenschen genügte

allein sein schrecklicher Anblick, um Reißaus zu nehmen. Pferde

und Esel weigerten sich grundsätzlich weiterzugehen. Selbst wenn

Fuhrknechte oder Reiter ihre Tiere mit der Peitsche bearbeiteten.

Als Ausweg gab es zwei Möglichkeiten: Entweder man nahm

einen großen Umweg in Kauf oder man durchquerte an anderer