120 Region 3 – Oberlausitz mit Heide-, Seen- und Bergland
übernehmen müssen, besaß großes Interesse an zeitgenössischem Bauen
und beauftragte den unkonventionellen Scharoun, als er sich »ein Haus
für zwei Eltern, vier Kinder und gelegentlich für ein bis zwei Gäste« er-
richten lassen wollte. Die früheren väterlichen Pläne für eine repräsenta-
tive Villa in der Kirschallee neben der Fabrik warf Schminke über Bord,
die bereits vorhandene Baugrube übernahm er. Sein besonderes Haus
entstand zwischen 1930 und 1933. Den angelegten Garten ließen Fritz
und Charlotte Schminke überarbeiten und bepflanzen mit Züchtungen
des renommierten Stauden-Gärtners Karl Foerster aus Bornim bei Pots-
dam. Das extravagante und zugleich funktionale Gebäude war inWohn-,
Schlaf- undWirtschaftsbereich gegliedert und ganz auf die Bedürfnisse
der Familie zugeschnitten. Im großzügigen Erdgeschoss gingen die
Räume ineinander über und öffneten sich nahezu übergangslos in den
Garten. Eine riesige Eckcouch bot Platz für alle sich darauf ausstrecken-
den Mitglieder der Familie. Überall finden sich auch heute noch solche
in ihrer Praktikabilität faszinierenden Lösungen. Haus Schminke war
nach der Enteignung der Familie 1952 zweckentfremdet genutzt worden
und konnte, da die Erben nach 1990 auf eine Rückübertragung verzich-
teten, für 1,6 Millionen Mark umfassend saniert und instand gesetzt
werden. Haus Schminke, in Verantwortung einer Stiftung, ist heute ein
Ort für anspruchsvolle Veranstaltungen und geöffnet für Besichtigungen.
Für Architekturfreunde ein besonderes Erlebnis sind Übernachtungen in
diesem bedeutenden Zeugnis des Neuen Bauens.
i
Stiftung Haus Schminke: Kirschallee 1b, 02708 Löbau,
Tel.+49 3585-86 21 33,
Öffnungszeiten: Do–So 12–17 Uhr, Führungen Sa/So 13 und 15 Uhr
i
Tourist-Information: Altmarkt 1, 02708 Löbau,
Tel. +49 3585-45 01 40,
Im großzügigen Wohnbereich
