Steffen Verlag | www.steffen-verlag.de | Sandra Lembke: Hoheiten, Diplomaten und Ehrenretter - Gäste am Mecklenburg-Strelitzer Hof - page 11

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Grenadier verkleidet, mit der Mütze, Tasche und das Gewehr bei sich
stehen (…). Als ich herankam, so frug er, wor ich her käme und wor
ich hin wollte, worauf ich ihm antwortete, ich käme vom Posthause
und ginge über die Brücke, worauf der Grenadier ganz erzürnet nach
demTurm rief, worselbsten er eine Türe aufmachte und den Korporal
herausrief. Dieser war aber eben aus dem Bette aufgestanden und
hatte aus großer Eile sich nicht die Zeit genommen, sich weder die
Schuhe anzuziehen, noch sich die Hosen zuzumachen, und frug uns
ganz verstöret, wor wir hin wollten und wie wir der Schildwache be-
gegnet hätten. Ohne ihm aber einmal zu antworten, gingen wir unsere
Wege nach dem Schlosse zu.«
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Doch als die jungen Männer aus Rheinsberg direkt vor dem Bau
stehen, schauen sie ungläubig drein. »Dieses hätte ich mein Tage für
kein Schloß angesehen, wenn nicht zwei Laternen vorne an der Türe
wären gepflanzet gewesen, und dass nicht zwei Kraniche Schildwache
davor gestanden hätten. Ich kam ans Haus heran, und nachdem ich
wohl eine halbe Stunde an die Türe geklopfet hatte, so kam eine ganz
alte Magd, die wohl aussahe, als wenn sie des Prinzen Mirow seines
Vaters Amme gewesen wäre; und als die gute Frau fremde Gesichter
Schloss Rheinsberg, Postkarte um 1930
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