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einem Handtuch ab. Wurde das Wasser in der Schüssel trüb, leer-
ten sie es in einem bereitstehenden Eimer aus und füllten frisches
Nass aus dem Krug nach. Diese Operation trug jedoch in vielen
Fällen bereits zur körperlichen Ertüchtigung bei, wie ich selbst fest-
stellen musste. Der Zufall gestattete es mir, ein mehr als 100 Jahre
altes originales Waschset aus Porzellan zu erwerben, das seitdem
mein Schlafzimmer ziert. Schüssel und Krug bringen schon in lee-
rem Zustand ein gewisses Gewicht auf die Waage. Fülle ich nun
Wasser in die Schüssel ein und möchte dieses nach Benutzung in
einen Eimer ausgießen, somuss ich rund acht Kilogramm stemmen
und äußerst vorsichtig agieren, um Überschwemmungen in der
Schlafstube zu vermeiden. Das Waschset ermöglicht es jedoch, aus-
giebige Körperpflege mit nur wenig Wasser zu betreiben. Selbst an
heißen Sommertagen komme ich problemlos mit weniger als fünf
Litern aus und bin dabei von Kopf bis Fuß blitzblank gewaschen.
Während ich mich heute bei meiner täglichen Körperpflege mit
Marseille-Seife begnüge, hatten meine Mecklenburg-Strelitzer
Vorfahren unter anderem die Wahl zwischen der Lanolin-Seife
»Pfeilring«, Bergmanns Lilienmilchseife, einer Glycerin-Fett-
Seife oder den vor Ort hergestellten Produkten des Neustrelitzer
FabrikantenMax Schmidt. Dieser bot pfundweise Pflanzenölseifen
zu erschwinglichen Preisen an. Die Zeitungen der alten Zeit waren
voll von Reklame für Toilettenseifen aller Art. Diese Offerten wur-
den mitunter durch zusätzliche Textbeiträge untermauert. Der
bereits genannte Dr. Wengler pries imNovember 1893 zumBeispiel
die Produkte der Berliner Firma Gustav Lohse an. Er konstatierte:
»Eine gute Seife muß vollkommen rein und neutral sein, das heißt,
frei von jeder Beimischung und überschüssigem Aetznatron. Eine
solche erzeugen in Deutschland leider nur wenige Fabriken. Die
meisten Produzenten verstehen es nur, dem Publikumwohl billige,
nicht jedoch von den oben angeführten Fehlern freie Seifen zu