Steffen Verlag | www.steffen-verlag.de | Thoedor Fontane, Hans-Jürgen Gaudeck: Ein weites Land - page 10

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Erster Ausflug natürlich auf die Brühlsche Terrasse. Ich fand hier alles schwärzer,
rußiger geworden, nichts von der Heiterkeit und Eleganz, die sonst hier wohl ihre
Stätte hatten. Aber die Aussicht war schöner denn je. Nach beiden Seiten hin hat
sie gewonnen, nach rechts hin durch die drei großen weißschimmernden Schloß-
bauten, die den Namen der Albrechts-Burgen führen, nach links hin durch die
schöne Eisenbahnbrücke, die – ähnlich wie die Glienicker Brücke bei Potsdam –
eine überaus malerische Linie durch den Strom zieht.
Das Dresdener Leben scheint sich seit den vierziger Jahren immer mehr an das
Elbufer gezogen zu haben. Das Hotel Bellevue ist entstanden, das bescheidene
»italienische Dörfchen« ist zu einer großen Anlage geworden, die Bildergalerie –
und das ist die Hauptsache – hat ihren Platz auf dem Neumarkt aufgegeben und
sich in einem neu und prächtig errichteten »Museum«, das die beiden alten Zwin-
ger-Flügel verbindet, niedergelassen. Die preußische Herrschaft ist inzwischen
noch einen Schritt weiter gegangen und hat den weiten unregelmäßigen Platz, der
zwischen Schloß, Theater und Zwinger liegt, zu einem Parade- und Exerzierplatz
umgeschaffen.
»Reisebriefe vom Kriegsschauplatz«, Folge I: »Dresden«. Vgl. dazu die Anmerkung auf
Seite 28. – Fontane hatte ab 1. Juli 1842 für ein Dreivierteljahr in der Struveschen Apo-
theke in Dresden gearbeitet, »der absoluten Nummer eins in Deutschland, ich möchte
fast sagen in der Welt« (»Von Zwanzig bis Dreißig«, 7. Kapitel), und war später noch
mehrfach in der Stadt.
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