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An Bord in meiner Kabine angekommen, legte ich
die CD in den CD-Player und ließ mich durch die
herrliche Chormusik zu einemAquarell des Nida-
rosdoms inspirieren.
Trondheim wirkte auf mich durch die schach-
brettartige Anlage der Straßenführung und die
so prächtige Bauarchitektur großstädtisch. Das
Stadtbild wurde vor allem auch durch das starke
Wirtschaftswachstum im
17
. und
18
. Jahrhundert
geprägt. Auch heute ist Trondheim noch eine be-
deutende Handels- und Kulturstadt Norwegens.
Neben den vielen Handelshäusern aus verschie-
denen architektonischen Perioden, die sich vor
allem entlang der mit Bäumen geschmückten
breiten Munkegata befinden, nahm ich besonders
die sogenannte Königswohnung im Stiftsgarden
als sehenswert wahr. Es ist das größte Holzpalais
des Nordens und hat eine
58
Meter hohe Fassade
zur Munkegata. Ein sehr schön gestalteter blu-
mengeschmückter Hof mit Springbrunnen gibt
dem Schloss einen luftigen Stand. Die ockerfar-
bene Schlossfassade passt sich dem Naturgarten
des Hofes und der mit vielen Bäumen umgebenen
Anlage wunderbar an. Alles hat etwas Leichtes im
Gegensatz zum sehr kraftvollen Stadtbild.
Ich wanderte weiter zu der alten Stadtbrücke
Gamle Bybro, die über den Fluss Nidelva führt.
Der Anblick der Brücke erinnerte mich ein wenig
an vietnamesische Bauelemente, die ich in Hanoi
gesehen hatte. Gamle Bybro trägt auch den Bei
namen »Das Tor zum Glück«. Von der Brücke
aus sah man ein eindrucksvolles Bild: die an den
Ufern des Flusses gebauten Lagergebäude in den
so klassischen norwegischen Farben Ocker, Rot-
braun und Weiß.
Beim Wandern entlang des Nidelva überrasch-
te mich ein ganz anderes Stadtbild, weg von der
schachbrettartigen Wegführung – und zwar in
Bakklandet. In diesem so pittoresken Viertel mit
seinen winkligen schmalen Gassen und kleinen
Holzhäusern, die früher von Seeleuten, Hand-
werkern und Fischern bewohnt waren, findet
man heute nette Cafés und originelle Geschäfte.
Trotz des großstädtischen wie vornehmen Stadt-
bildes herrschte auch hier die für den Norden so
typische melancholische Stimmung und Stille.
Ich versuchte, diese Stimmung – wie sie vielleicht
auch der Maler Edvard Munch empfunden haben
könnte – vor Ort mit einem Aquarell festzuhal-
ten.