Steffen Verlag | www.steffen-verlag.de | Waldemar Siering, Robert Siering: Das geht auf keine Kuhhaut! - page 9

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Was nicht auf dem Dorfplatz
verkündet wird
Will eine Frau einen Mann für sich gewinnen, stecke
sie sich einen reifen Apfel – aber keinen gekauften! – in
die linke Schürzentasche. Drei Tage trage sie den Apfel
mit sich herum, dann biete sie ihm den Angebeteten an.
Nimmt er den Apfel und isst ihn auf, so geht ihrWunsch
in Erfüllung.
Will dagegen ein Bauer seine Weiderinder vor dem
Unsichtbaren, dem Bösen, schützen, so lege er sieben
Knoblauchzehen, ein Stück Weihrauch und drei Esslöf-
fel Kampfer in ein neues, noch nie benutztes Leinwand-
säckchen, binde es mit Schusterdraht fest zu und hänge
es vor dem Weideaustrieb über der Stalltür auf. Soll der
Zauber wirken, darf dabei kein einzigesWort gesprochen
werden.
Wer glaubt so etwas?
»Bannig veele Lüüd«, heißt die einfache Antwort.
In meiner Kindheit und während meiner vielen Jahre als
Tierarzt sind mir viele Leute begegnet, die solche Dinge
wussten und glaubten.
Im Stall, im Auslauf oder auf der Weide kommt man
mit den Tierhaltern schnell ins Gespräch. Neuerdings
auch im Büro, das immer öfter an die Stelle der gemütli-
chen Küche tritt. Hier und bei der gemeinsamen Arbeit
und Sorge um des Bauern wertvollen Besitz, seine Tiere,
erfährt man Dinge, die nicht auf dem Dorfplatz verkün-
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