Steffen Verlag | www.steffen-verlag.de | Waldemar Siering, Robert Siering: Das geht auf keine Kuhhaut! - page 10

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det werden. Wer zuhören und ausfragen kann, dem wird
von Schadens- und Abwehrzaubern erzählt, von verborge-
nen Schätzen und überlieferten Heilverfahren. In meiner
Tätigkeit als »Wanderprediger für Rindergesundheit«
bin ich in viele Orte gekommen und habe dort Bauern,
Kollegen undmir bis dahin fremdeMenschen zumThema
»abgehorcht«. Auch die Zeit an der Abteilung Tierklinik
im ehemaligenNeubrandenburger Bezirksinstitut für Ve-
terinärwesen hat mir manches zugetragen.
Landwirte, Dorfbewohner ohnehin gelten als traditi-
onsbewusst, ja konservativ. In mehr als 38 Berufsjahren
habe ich gelernt, dass das keineswegs zutrifft, wenn es um
die Haltung, Fütterung und Pflege der Tiere geht. Längst
hat moderne Technik die Arbeit erleichtert. Sie ist gera-
dezu unverzichtbar für ein effektivesWirtschaften. Etwas
anders sieht es mit dem alten Brauchtum aus, zu dem
auch das Heilbrauchtum gehört. Heil- und Zaubersprü-
che behaupten sich mit erstaunlicher Zähigkeit. Selbst
nach mehr als zweitausend Jahren christlicher Lehre und
demWirken der Aufklärer des 18. und 19. Jahrhunderts.
Unübersehbar erfahren sie sogar eine – z. T. sehr deutlich
kommerziell geprägte – Belebung und Ausweitung. Das
Internet quillt geradezu über davon. Reisende bringen
Zaubersprüche und von Tierhaltern in anderen Ländern
ausgeübte Heilpraktiken mit.
Heil-und Zaubersprüche gelten gemeinhin als Bei-
spiele der Volksdichtung und zählen zu den ältesten
Literaturdenkmälern des Landes. Die Ausübenden, die
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