• Steffen Verlag | www.steffen-verlag.de | Wolfgang Mahlow: Paula, Frau Hummel und die Liebe - page 9

Dass Paula neuerdings auch am Sonn-
tagvormittag bei derNachbarin hockt,
gefällt der Mutter allerdingsweniger.
Eines Sonntagmorgens hatte Frau Hummel
mit zwei nagelneuen Angelruten und dem Plasteeimer
vor der Tür gestanden und nach Paula gefragt. Der Va-
ter hatte die Mutter angestoßen, bevor sie etwas sagen
konnte. Da hatte die Mutter verstanden. Die Nachbarin
war am Sonntagmorgen sehr allein, wenn noch alles in
den sieben Häusern schlief und sie nicht einmal auf ein
kleines Mädchen aufzupassen brauchte.
»Kommt mir aber mit dem Fischzeug nicht ins Haus!«,
hatte die Mutter gesagt. Und zum Vater, mit einem Au-
genzwinkern: »Und du,wenndu Fische essenwillst, dann
lass sie dir von denen braten, die sie fangen.«
»Machen wir«, hatte Frau Hummel versichert. Und
wirklich hatte der Bratenduft dreier Rotfedern den Vater
zumMittag über die Straße gelockt.
Jetzt aber stöhnt die Weide unter Hummels Gewicht.
Die Nachbarin rutscht auf dem schmalen Sitzbrett unru-
hig hin und her. Paula muss sie ermahnen: »Sie beißen
nicht, wenn du nicht stille sitzt mit demHintern.«
Einen Augenblick lang geht es gut. Die Posen stehen
ruhig imWasser.
Doch dann geht es wieder los, dieses Gerucke und Ge-
zucke. Paula ist schon ärgerlich. Was ist nur los heute mit
ihrer Freundin?
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