Alles an diesem Morgen ist, wie es sein soll. – Bis Frau
Hummel wieder die Angst durch den Bauch rieselt. Drei
Nächte lang hat sie schon nicht geschlafen; sie versteht es
selber nicht. Kannman sich denn fürchtenvor demGlück?
Nurweil man es noch nicht kennt?
Sie wird dem Mädchen von ihrem Angst-Glück erzäh-
len. Nachher, wenn sie beide auf der Weide sitzen. Auf
ihrem Angelhochsitz. Paula wird sie verstehen. Paula ist
schon groß.
Paula und Frau Hummel sind Nachbarinnen. Und Freun-
dinnen. Schon lange. Schon immer. Deshalb darf Paula
einfach »Hummel« zu Frau Hummel sagen, die eigentlich
Trude heißt.
Jeden Tag stecken die beiden zusammen. Sie haben viel
zu tun: Bohnen pflücken, Mittagessen kochen, sich mit
Benno hinter demHolzstapel verstecken, den Küchentisch
abwischen, die Vogelscheuche neu anziehen …
Paulas Mutter ist froh, dass ihr Kind so gut aufgehoben
ist, denn einenKindergarten gibt es in demDorf aus sieben
Häusern nicht. Außer Paula ist nur nochMeiers Alexander
da. Aber der geht schon in die vierte Klasse und fährt mor-
gens,wenn es fast noch dunkel ist, mit demBus zur Schule
in die Stadt. Mit dem Bus fährt auch Paulas Mutter. Sie ver-
kauft in der Stadt die Zeitungen im Kiosk vor dem Bahn-
hof. Wenn Frau Hummel nicht dawäre, müsste auch Paula
jeden Morgen lange mit dem Bus fahren und nachmittags
im Kindergartenwarten, bis die Mutter sie endlich abholt.
