• Steffen Verlag | www.steffen-verlag.de | Wolfgang Mahlow: Paula, Frau Hummel und die Liebe - page 11

Frau Hummel schließt für einen Moment die Augen.
Jetzt, jetzt kann sie es Paula sagen. Dass sie Besuch be-
kommt. Von einemMann! AmMittwoch schon!
»Waswill der denn? Wo hast du den denn her?«
»Von einer Anzeige in der Zeitung: Älterer Herr aus
Greifswald sucht liebevolle Dame.« Hummel lächelt. »Ich
hab ihmeineKarte geschrieben.Mit unsererWeide drauf.«
»Undwarum?«
»Weil ich eine liebevolle Dame bin«, verteidigt sich die
Nachbarin. »Und weil ich gern Besuch habe. Und weil er
Heinrich heißt.«
Kater Benno glaubt seinen Ohren nicht zu trauen. Ein
fremder Mann will sich auf Paulas Platz in der Sofaecke
setzen? Wütend richtet er sich auf in seinem gelben Plas-
teeimer. Seine Ohren sind ganz spitz.
Auch Paula wundert sich: »Ich bin doch jeden Tag bei
dir.«
Wie soll ihr Frau Hummel das erklären? Ein Mann ist
noch etwas anderes als ein kleines Mädchen.
Die Nachbarin ist neugierig geworden auf den Mann
aus der Zeitung. Sie mag ihn schon jetzt. Seine Briefe wa-
ren spannend. Er kennt die halbe Welt. Sogar Bilder kann
er malen. Morgens, mittags und abendswill er mit ihr am
Tisch sitzen, sie ansehen, ihre Hand halten und mit ihr re-
den. Die schönstenDinge schreibt dieser Heinrich. Dass er
verliebt ist in ihre kleine Handschrift. Dass ihre Briefe ihn
verzaubern. Dass er Sehnsucht nach ihr hat. Und deshalb
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