Steffen Verlag | Klaus Borrmann: Mecklenburgs alte Buchenwälder

Conower Werder 79 Als Werder wird im Niederdeutschen eine Insel bezeich- net, gegebenenfalls auch eine Halbinsel. Das vorzustel- lende Naturschutzgebiet Conower Werder ist tatsächlich eine vomCarwitzer See nahezu vollständig umschlossene Halbinsel. Dieses Gebiet wurde bereits 1961 zusammen mit angrenzenden Seehängen auf einer Fläche von 45ha mit zwei darin liegenden nutzungsfreien Naturwaldzellen zu einem NSG erklärt. Zunächst standen waldkundliche Studien zu den Moränen-Buchenwäldern im Vorder- grund der Schutzbemühungen. 30 Jahre danach erfuhr das Gebiet auf ganzer Fläche den Status eines Totalreser- vats und wurde im Jahr 2003 offiziell ein Naturwaldre- servat und somit wissenschaftliche Untersuchungsfläche der Landesforst-Anstalt. Das Gebiet liegt relativ abgelegen ohne Anbindung an eine öffentliche Straße und kann so nur im Randbereich bzw. bei angemeldeten Führungen besucht werden. Eine Wärmeinsel auf reichem Standort Standörtlich gehört der Werder zur kuppigen Endmoräne (max. 101m NN) mit einem typisch kleinflächigen Wech- sel von Sand und Geschieben (Findlingen) imOberboden, aber teilweise auch mit stärkeren Feinlehmablagerungen. Die dadurch bedingte floristisch bemerkenswerte Aus- stattung führte schon Ende des 19. Jahrhunderts die ers- ten Fachbotaniker auf den Werder. Andererseits ist es das einzige Gebiet von den hier vorgestellten NSG, aus dem keine direkten Belege zu einer früheren Nutzung durch den Menschen vorliegen. Da es aber deutliche Hinweise zu einer Bodenverlagerung von der Oberfläche in benachbarte Senken gibt und anhand pollenanalytischer Untersuchun- gen in historischer Zeit vermehrt Eichen, Hainbuchen und Obstgehölze nachweisbar sind, muss von einer landwirt- schaftlichen Nutzung oder Beweidung, sicher örtlich und zeitlich begrenzt, ausgegangen werden. Insgesamt dürfte aber derWaldcharakter desWerders nie verloren gegangen sein. Interessant ist ein schriftlicher Beleg zu einer ersten nachweisbaren Pflanzung von Eichen im Jahr 1811– wohl im vorgelagerten Waldteil. Die ersten vegetationskund- lichen Untersuchungen und Bemühungen zum Gebiets- schutz Ende der 1950er-Jahre gehen auf Prof. Scamoni (Eberswalde) zurück. Besonders bemerkenswert erschie- nen ihm seinerzeit die Bergulmen-, Zwiebelzahnwurz-, Bingelkraut- und Fiederzwenken-Ausbildungen inmitten des ansonsten artenarmen Perlgrasbuchenwaldes. Durch das Ulmensterben ist der Anteil dieser Arten stark zurück- gegangen. Von den insgesamt 30 verschiedenen Baum- und Straucharten des Gebietes waren die wärmeliebenden Gehölze an den Südhängen seit jeher von besonderem Interesse: Spitzahorn, Elsbeere, Feldulme, Wildbirne und Hundsrose. Sie stellen zur Zeit der Laubfärbung auch einen besonderen Schmuck dar. Zu den Auffälligkeiten gehört neben der heimischen Winterlinde auch das regelmäßige Vorkommen der ansonsten hauptsächlich in Südeuropa Naturwaldreservat und NSG Conower Werder _ Besonnter Südhang des Werders

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