Steffen Verlag | www.steffen-verlag.de | Bernd Biedermann, Wolfgang Kerner: Krieg am Himmel - page 9

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Vorwort
Der Himmel über dem Territorium und den Hoheitsgewässern eines Staates unter-
liegt generell seiner Souveränität. Einen offenen Himmel gibt es deshalb nur über
den Weltmeeren und über Teilen der Arktis und Antarktis. Es gehört zu den völker-
rechtlich verbrieften Rechten, dass jeder Staat die Benutzung seines Luftraums eigen-
ständig regelt. Die Ausübung der Lufthoheit zählt zu den wichtigsten Merkmalen der
Souveränität von Nationalstaaten überhaupt. Das Völkerrecht legt allerdings keine
eindeutige Obergrenze des Luftstroms fest. Gegenwärtig gilt: Bis zu einer Höhe von
60 km kann der Luftraum dem darunter liegenden Staatsgebiet als zugehörig erachtet
werden, ab 110 km Höhe handelt es sich um staatsfreien Raum. Diese Festlegung
trägt der Raumfahrt Rechnung, weil sog. Parkbahnen, auf denen sich Satelliten mit
geringem Antrieb lange halten können, etwa in Höhen ab 150 km liegen.
Bei den Luftprovokationen, Spionageflügen, Flugzeugentführungen und Luftzwi-
schenfällen, die hier beschrieben werden, geht es ausschließlich um den Luftraum,
in dem Flugzeuge fliegen können. Diese Grenze hat sich im Laufe der Jahre ständig
nach oben verschoben. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr das Flugwesen einen
enormen Aufschwung. Neue Flugzeugtypen mit Strahltriebwerken, die nicht nur
schneller, sondern auch entschieden höher fliegen konnten, eroberten den Luftraum.
Damit begann mitten im Frieden ein Kampf amHimmel, der manchmal einemKrieg
gleichkam und der immer stärker vom Kalten Krieg geprägt wurde.
„Der Kalte Krieg war seinem Wesen nach ein fortwährender Versuch, das bipo-
lare Staatensystem zugunsten der einen oder der anderen Seite zu überwinden und
es durch ein unipolares Weltsystem zu ersetzen. Das war das eigentliche Ziel beider
Führungsmächte und der Hintergrund für die Entstehung des Kalten Krieges. Der
militärische Faktor war in diesem Spiel der Supermächte um die unipolare Welt-
herrschaft das Mittel erster Wahl. Die Welt erlebte die bislang intensivste und längste
Periode der Militarisierung und der Konfrontation unter der Schwelle eines offenen
Konflikts.“
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Dabei spielte das, was am Himmel über souveränen Staaten und über
See geschah, eine besondere Rolle.
Im Laufe der Zeit ereigneten sich viele Luftprovokationen, unzählige Spionage-
flüge fanden statt und es gab eine große Zahl von Flugzeugentführungen. Zudem
ereigneten sich im Flugverkehr immer wieder ernsthafte und zum Teil tragische Zwi-
schenfälle. Auch nach dem Ende des Kalten Krieges kam es zu weiteren gefährlichen
Ereignissen am Himmel. Diese Erscheinung setzt sich bis heute fort.
Die USA hatten bereits 1947 ein Programm zur Luftüberwachung, Aufklärung
und Kartografie beschlossen. 1949 wurde das PARPRO (Peacetime Airborn Recon-
naissance Program – Programm für luftgestützte Aufklärung im Frieden) verabschie-
det, mit dem Einsätze vor allem gegen die Sowjetunion und ihre Streitkräfte geflogen
wurden. Im Rahmen seiner Realisierung gab es eine große Vielfalt an Aktivitäten, um
die Ziele dieses Programms zu erreichen.
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